Alle unter einem Dach
Das Mehrgenerationenwohnen im Freisinger Stadtteil Lerchenfeld ist Realität geworden. Ende Juli wurde der aus zwei Gebäuden bestehende Komplex an der Katharina-Mair-Straße offiziell eingeweiht. Die insgesamt 115 Wohnungen sind nicht nur preisgünstig und barrierefrei – ihre Bewohner*innen sind ein bunter Mix aus Generationen und Kulturen.
Am 30. September 2019 war der Spatenstich an der Katharina-Mair-Straße gefallen. Das zukunftsweisende Wohnbauprojekt für insgesamt 30,75 Millionen Euro wurde mit rund 12,5 Millionen mit Mitteln aus dem Kommunalen Wohnbauförderprogramm (KommWFP) vom Freistaat Bayern gefördert. Die Vergabe der Wohnungen erfolgte nach einem vom Stadtrat beschlossenen Punktesystem, das u.a. das Einkommen, ehrenamtliche Tätigkeiten oder den Verzicht auf ein Auto berücksichtigte. Ende 2022 wurde der moderne Komplex fertig gestellt, Anfang des Jahres 2023 bezogen erste Bewohner*innen ihr neues Zuhause.
Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher begrüßte bei der Eröffnungsfeier im Innenhof des viergeschossigen U-förmigen Komplexes die vielen Verantwortlichen aus Stadtverwaltung, Stadtrat, von den Stadtwerken und Architekturbüros sowie von der Staatsregierung, die allesamt einen Anteil an der Realisierung des zukunftsweisenden Wohnbauprojekts hatten.
Ein weiter Weg – der sich gelohnt hat
„Der Weg vom Entschluss zum Neubau über die Fertigstellung bis hin zum Bezug der Wohnungen und zur Einweihung war recht aufwändig und weit“, so Eschenbacher. „Aber jeder einzelne Schritt hat sich gelohnt, weil man jedes Mal auch entsprechend gelernt hat.“ Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt, speziell in den Metropolregionen, stelle auch die Stadt Freising vor enorme Herausforderungen: „Gemeinsam mit dem Freistaat, der uns bei der Entwicklung beim Bau gefördert hat, haben wir hier versucht, eine entsprechende Lösung zu schaffen.“
Der Beginn der Planungen für das Mehrgenerationenwohnen reicht bis ins Jahr 2017 zurück, als noch gar nicht feststand, wo genau das Mehrgenerationenwohnen entstehen soll. Durch die Teilnahme an der Studie „Bezahlbare Qualität im Wohnungsbau“ des Bayerischen Wohnungsbauministeriums wurde Freising als eine von neun Modellkommunen ausgewählt. Ziel der Studie war, wirtschaftlich realisierbar und effizient zu unterhaltende Wohnungen zu schaffen, die bei geringen Mieten möglichst hohen Wohn- und Gebrauchswert bieten.
Eröffnung Mehrgenerationenwohnen
Es braucht mehr als nur vier Wände und ein Dach
Die Zusammensetzung der Bewohner*innen der 115 Wohnungen ist bewusst ausgewogen gestaltet – darauf wurde bereits bei der Auswahl großer Wert gelegt. Im Komplex lebt eine gute Mischung aus Jung und Alt (Student*innen und Senior*innen), einkommenschwächeren Menschen und Familien mit Migrationshintergrund. Die Bewohner*innen haben in den Gemeinschaftsräumen der beiden Wohngebäude die Möglichkeit, sich zu treffen und auszutauschen, ebenso im Waschsalon, im Café, der Werkstatt im Erdgeschoss oder beim Urban Gardening auf dem Dach.
Staatsminister Dr. Florian Herrmann sprach, ebenso wie OB Eschenbacher, von einem Wohnprojekt, das exemplarisch für andere Städte und Kommunen werden könnte. „Wohnungen bauen bedeutet nicht einfach nur vier Wände und ein Dach hinzustellen“, so Herrmann. „Es muss viel mehr innerhalb der Stadt auch eine bestimmte soziale Funktion haben. Denn am Ende müssen sich die Menschen auch wohlfühlen. Hier ist etwas wirklich Besonderes gelungen.“ Damit sich auch alle Bewohner*innen tatsächlich wohlfühlen, ist eine so genannte Kümmerin im Komplex präsent, die sich um die Belange der Menschen kümmert.
Stadtrat macht sich für Schaffung von Wohnraum stark
Monika Schwind, Referentin für Finanzen und Liegenschaften, erinnerte daran, dass der Stadtrat 2018 die Entscheidung für den Bau des Mehrgenerationenwohnens gefällt habe „weil wir nicht wollen, dass sich nur noch wenige das Leben in Freising leisten können. Deshalb machen wir uns für die Schaffung von neuem Wohnraum stark.“
Für Stadtbaumeisterin Barbara Schelle sei ein Bauprojekt wie an der Katharina-Mair-Straße auch immer mit einer gewissen Portion Mut verbunden, „die es braucht, um neue Wege zu gehen.“ Der Wohnkomplex sei eine großartige Möglichkeit für Menschen unterschiedlicher Generationen und Kulturen, sich zu begegnen, so Schelle, die anfügte: „Nur so kann eine lebendige und solidarische Nachbarschaft entstehen!“