Fahrradparker auf zwei Etagen
In Freising ist am Dienstag, 18. August 2020, die bislang größte Abstellanlage für Fahrräder der bundesweiten Bike+Ride-Offensive der Deutschen Bahn (DB) eröffnet worden. Der für das Projekt zuständige DB-Koordinator war für einen Pressetermin sogar aus Berlin angereist, um die 874 modernen Doppelstockparker zu begutachten. Karl-Heinz Freitag, Mobilitätsreferent des Freisinger Stadtrats, führte an Ort und Stelle vor, wie einfach auch das „obere Stockwerk“ der Fahrradparkanlage zu bedienen ist.
Was lange währt, wird endlich gut – ganz im Sinne dieses Sprichworts konnte am vergangenen Freitag, 14. August 2020, die zweistöckige Abstellanlage fertiggestellt werden. Schon im Jahre 2011 hatte die Stadt Freising eine Initiative für eine Erweiterung der Radstellplätze auf DB-Grund unternommen und dann diesem Wunsch im Mobilitätskonzept 2018 nochmals Nachdruck verliehen. Den Weg frei machte nun das Kooperationsprojekt von Bahn und Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative: Bis 2022 sollen bundesweit 100.000 neue Fahrradstellplätze an Bahnhöfen entstehen.
Zukunftsbahnhof Freising
Zudem wurde Freising als einer von zwei „Zukunftsbahnhöfen“ in ganz Bayern ausgewählt und soll für Reisende durch verschiedenste Maßnahmen besonders attraktiv gestaltet werden (mehr dazu weiter unten). Davon unabhängig hat die Stadt Freising die Chance für eine Kapazitätserhöhung der Fahrradabstellmöglichkeiten ergriffen. Jetzt stehen auf gleicher Fläche 874 und damit fast doppelt so viele Fahrradparker am Regionalbusbahnhof in Freising zur Verfügung. Die Aufstockung sei „dringend notwendig“ gewesen, befand Mobilitätsreferent Karl-Heinz Freitag mit Blick auf die gute Auslastung der Anlage „trotz Ferienzeit“. Er dankte insbesondere der Klimaschutzmanagerin der Stadt, Marie Hüneke, die das Projekt „mit extremem Elan“ vorangetrieben habe.
Flächensparende Duplex-Anlage
Mit sichtlichem Stolz verwies Mareike Schoppe, die Leiterin des Bahnhofsmanagements der DB Station & Service AG München, auf die Zahl an Radstellplätzen: „874 - das ist schon eine Marke“, sagte sie. Damit sei Freising „bis dato“ der Bahnhof mit der größten geschaffenen Fahrradabstellanlage. Für die DB sei es wichtig, dass die „Mobilitätsdrehscheibe“ funktioniere, auch um den Umstieg auf Bike+Ride zu fördern. Bundesumweltministerium und Freistaat Bayern bezuschussen diese Maßnahmen mit bis zu 80 Prozent. Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer berichtete, Freising sei als einziger Bahnhof in Oberbayern eine finanzielle Unterstützung gewährt worden. Die Doppelstöckigkeit bezeichnete der Abgeordnete als gute Lösung, da die „Ressource Boden“ knapp sei.
Förderung von Bund und Freistaat
Marie Hüneke blickte auf die schon 2011 aufgenommenen Überlegungen für eine Doppelstockanlage, schließlich sei ein Bahnhof „Dreh- und Angelpunkt für nachhaltige Mobilität“. Erst mit der der Bike+Ride-Offensive 2019 habe es den erforderlichen „Drive“ für die Realisierung gegeben. „Wir gingen mit der schon vorhandenen Planung am Regionalbusbahnhof ins Rennen, weil es mit der Bewerbung schnell gehen musste“, so die Klimaschutzmanagerin. Gerechnet worden seien beim Förderantrag Kosten von 300.000 Euro, dank Übernahme der Ausschreibung durch die B+R-Offensive hätten sich die Ausgaben auf 150.000 Euro halbiert. Das Projekt sei von Bund und Freistaat mit jeweils rund 40 Prozent bezuschusst worden, die Stadt Freising habe die übrigen Kosten getragen.
350 Fahrräder warten auf Abholung
Insbesondere der Bauhof hat die Umsetzung aktiv unterstützt und das Gelände für die Installation der neuen Duplex-Parker hergerichtet. Dafür mussten in der alten Anlage 400 Fahrräder entfernt werden, wiewohl Wochen zuvor auf den Räumungstermin auch mit Aushängen hingewiesen worden war. Die Bikes seien am städtischen Lagerplatz in Tuching eingelagert worden, schilderte Stellvertretender Bauhofleiter Markus Tafelmaier, „etwa 50 bis 60 wurden bislang abgeholt“. Die Fahrräder würden drei Monate aufbewahrt und danach, abhängig vom Zustand, versteigert oder verschrottet.
Doppelparker im Süden
Hüneke sieht in der neuen Fahrradabstellanlage auch einen Testlauf, wie die Doppelparker angenommen werden: „Das Abstellen oben ist schon etwas schwieriger.“ Mobilitätsreferent Freitag hatte – trotz Hexenschuss – damit keine Probleme und führte es gleich mehrfach vor, wie die Fahrradständer in der ersten Etage genutzt werden. Im Zuge des Bahnhof-Strukturkonzepts hat die Stadt auch die Lerchenfelder Seite im Blick, wie die Klimaschutzmanagerin ausdrücklich versicherte: „Es gibt schon konkrete Überlegungen, auch diese Seite des Bahnhofs mit einer Doppelstockanlage auszustatten.“ Weiterhin erinnerte Karl-Heinz Freitag an Planungen, in Bahnhofsnähe eine Unterführung für Bus und Rad zu schaffen: „Es wäre wichtig, das in den nächsten Jahren zustande zu bringen.“
Weitere Projekte der Bahn
Auch die Bahn hat konkrete Pläne, den Zukunftsbahnhof Freising attraktiv weiterzuentwickeln und dort, wie Schoppe sagte, „Innovationen“ zu testen. Einerseits würden die „Basis-Leistungen“ erhöht, so geschehen mit einem Neuanstrich des Bahnhofsgebäudes oder der Erneuerung von Schienen. Zudem solle eine weitere Reparaturstation für Fahrräder errichtet werden (Anmerkung: Am Busbahnhof gibt es seit vielen Jahren eine Self-Service-Reparaturstation für Fahrräder, ein Projekt der Agenda21 in Freising als kostenfreies Angebot). Bereits Ende 2019 sei die Unterführung mit den Sehenswürdigkeiten der Stadt aufgewertet worden, erinnerte die DB-Vertreterin und kündigte an, dass ein kleines Aufenthaltsgebäude errichtet werden solle sowie „weitere Maßnahmen noch heuer“ gestartet würden: „Da können Sie gespannt sein.“ Schon festgezurrt sind zwei Projekte im Rahmen des vom Bund geförderten Programms „Attraktive Bahnhöfe“: Von 21. August bis 13. September 2020 wird der Boden in der nördlichen Unterführung erneuert, weiterhin werden alle Zu-/Auf- und Abgänge zu den Bahnsteigen im Sinne der Barrierefreiheit mit Bleischrift ausgestattet.
Bildergalerie Nutzung des oberen Fahrradständers
Mobilitätsreferent Karl-Heinz Freitag zeigt, wie es geht