Kulturempfang 2022
Was für ein fröhliches Wiedersehen! Drei Jahre nach dem letztmaligen Kulturempfang der Stadt Freising gaben sich zahlreiche Kunst- und Kulturschaffenden sowie Kulturfördernde am Freitag, 1. Juli 2022, ein beschwingtes Stelldichein. Die Hauptfeuerwache als Veranstaltungsort war nur auf den ersten Blick ungewöhnlich, denn die Feuerwehrleute engagieren sich auch für das kulturelle Leben der Stadt – was nicht zuletzt der munter aufspielende Spielmannszug und ein speziell für den Abend gebildeter Feuerwehrchor unter Beweis stellten. Gemeinsam mit der Stadtkapelle sorgten sie für eine heitere musikalische Begleitung.
Gerade die Kulturbranche habe in der langen Corona-Zeit eine „Durststrecke“ überwinden müssen, betonte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher in seinen Begrüßungsworten. „Es hat sich einiges getan, aber leider auch einiges nicht getan.“ Zunächst erinnerte an den Tod des ehemaligen Kulturreferenten Hubert Hierl, ein „sehr trauriges Ereignis“. Obwohl allesamt schon länger im Amt, konnte der OB erstmals ganz offiziell Odilo Zapf als neuen Musikschulleiter, die schon sehr aktive Kulturreferentin Susanne Günther sowie den neuen Kulturamtsleiter Markus Bader vorstellen. In einer kurzen Replik erinnerte der Stadtchef an eine ganze Reihe abgesagter Veranstaltungen, an zwischenzeitliche Lockerungen und neuerlichen Lockdown. Unter dem Hin-und-Her hätten besonders freischaffende Künstler*innen sehr gelitten. Doch die Kultur habe darauf flexibel und kreativ reagiert, mehr im Freien präsentiert, neue Formate und Orte entdeckt, „die es wert sind, sie im Hinterkopf zu behalten“.
Eintreffen der Gäste
(Fotos: Stadt Freising)
Neu gebildeter Feuerwehrchor
Explizit bedankte sich Eschenbacher bei Feuerwehr, Rotem Kreuz und Technischem Hilfswerk: „Die Blaulichtorganisationen haben uns in diesen schwierigen Zeiten begleitet und unterstützt.“ Die Aufgaben der gastgebenden Feuerwehr skizzierte Kommandant Oliver Sturde und erzählte weiterhin über den vor fast 60 Jahren gegründeten Spielmannszug. „Kultur und Ehrenamt verbinden sich in bester Manier“, so Sturde. Auch an die zufällige Wiederentdeckung des aus dem Jahre 1867 stammenden Freisinger Feuerwehrmarsches durch Josef Goerge erinnerte er, der sodann aufgeführt wurde: Nach neun Jahren war wieder ein Feuerwehrchor gegründet worden, der gemeinsam mit der Stadtkapelle – und verstärkt durch OB Eschenbacher – den Marsch intonierte. Da wurden zahlreich die Smartphones gezückt, um das Ereignis festzuhalten.
Der neu gebildete Feuerwehrchor singt den Freisinger Feuerwehrmarsch
Herausragendes kulturelles Angebot
Einen kulturellen Stadtspaziergang unternahm Kulturreferentin Susanne Günther. Von wegen, in Freising sei nicht viel los: Der Marienplatz mit zahlreichen (Groß-)Festen als Startpunkt führte über den Amtsgerichtsgarten als neu entdeckten Kulturort über die Volkshochschule weiter zur Asam-Baustelle, dem künftigen „Kulturpalast“. Weiter ging´s zum Ausstellungsort „Altes Gefängnis“ den Domberg hinauf, über den Weinberg wieder nach unten bis zur Christi-Himmelfahrts-Kirche, dann zur Heimat des Musikvereins 3klang, zum Lindenkeller als derzeit noch wichtigste Spielstätte der Stadt und zum Weihenstephaner Campus, der außerdem noch Gartenkunst zu bieten hat. Vorbei an der Galerie 13 und der Fachschule für Blumenkunst gelangte Günther zum Schafhof, dem Künstlerhaus mit internationalem Renommee, zum Landratsamt mit dem Marstall, natürlich der Sing- und Musikschule und schließlich über die Luitpoldanlage samt Luitpoldhalle zurück zur Feuerwache. Nach diesem Marsch, so ihr Fazit, „dürfte allen klargeworden sein, dass das kulturelle Angebot in Freising herausragend ist“.
Wir wollen ohne Kunst nicht sein
Corona war beim Kulturempfang ein weiteres Mal Thema, denn Bundestagsabgeordneter Erhard Grundl, Obmann im Ausschuss für Kultur und Medien, musste krankheitsbedingt als Gastreferent passen. Seine Mitarbeiterin Feride Niedermeier präsentierte stattdessen seine Rede zum Thema „Kulturpolitik? Haben wir denn keine anderen Probleme?“ Antwort: Ja, es gebe reichlich Probleme wie die Pandemie, die Klimakrise oder den Ukraine-Krieg. Aber: „Kunst und Kultur sind keine Dreingabe für gute Zeiten“, gleichsam einer Fahrstuhlmusik, die angenehm, doch entbehrlich sei. Denn Kunst sei wahrhaftig und subversiv, schlage neue Wege ein, eröffne Perspektiven und sei unverzichtbar für eine freiheitliche Demokratie. „Wir wollen ohne Kunst nicht sein!“, lautete das Credo. Dieser Aussage konnten die Gäste des Kulturempfangs aus vollem Herzen zustimmen.