Es ist eine kleine Sensation: Wo einmal die Gastronomieküche im Asamgebäude betrieben wird, ist eine historische Pumpenanlage entdeckt worden. „Bei alten Gebäuden erlebt man ja immer wieder Überraschungen und nicht immer angenehme“, spaßte Ob Tobias Eschenbacher am Donnerstag, 30. Juli 2020, bei einem Ortstermin für die Medien. In diesem Fall versetzt der Fund sogar Experten in helle Begeisterung. Eine erhaltene Wasserpumpe aus Eichenholz in dieser Größe ist in Bayern und Süddeutschland einmalig.

Derzeit wird flächendeckend unter dem Asam-Ensemble eine Drainage eingebaut, wofür der gewachsene Boden entfernt werden muss. Diese Arbeiten werden bodenarchäologisch vom Büro Azenberger & Leicht sowie von Eva Willberg (Büro für Bauforschung) begleitet, die für die Stadt das Projekt Generalsanierung Asamgebäude bauhistorisch begleitet. Für die Fachleute war nicht erstaunlich, dass sich im Trakt entlang der Moosach einmal eine Wasserpumpe befunden hatte. „Das war bekannt. Der damalige Stadtbaumeister Thomas Heigl hat in einem 1803 erstellten Plan die mit einem Wasserrad betriebene Pumpe eingezeichnet“, schilderte Ulrich Setzwein, Projektleiter für die Generalsanierung im Hochbauamt der Stadt Freising, und präsentierte die entsprechende Zeichnung.

Wasser zum Bierbrauen

Dass diese Anlage in Teilen noch vorhanden und der Eichenholz-Aufbau der Pumpe in einem so guten Zustand ist, war die eigentliche Überraschung. „In dieser Größe ist das für Bayern und Süddeutschland einmalig“, schwärmte Bauhistorikerin Willberg und sprach von einer „kleinen Sensation“.

Der - bereits abgebaute - Aufsatz zeigt drei Öffnungen für ebenso viele Leitungen: Wasser wurde zum Fürstbischöflichen Hofbrauhaus befördert, das sich damals auf dem Domberg befand; eine Leitung diente dazu, den fürstbischöflichen Hofgarten an der Kammergasse zu bewässern; versorgt wurde weiterhin das Asamgebäude selbst. Im Boden befindet sich derzeit noch das untere Kolbengehäuse: „Das ist der Bereich, wo der Druck aufgebaut wurde und das Wasser floss“, erläuterte Archäologe Folker Prill die Konstruktion. Darunter sei an einen Brunnen angedockt worden, da man offenbar auf sauberes Grundwasser – speziell zum Bierbrauen – Wert gelegt habe. Ihm sei eine derartige Wasserpumpe nur aus dem Bergbau in Norddeutschland bekannt, sagte Prill. Bauhistorikerin Willberg bestätigte, dass solche Anlagen nur in Norddeutschland und dem Bergbau zu finden seien, wo sie zum Abpumpen des Wassers dienten. Übrigens befindet sich unter der Anlage die Grundplatte einer zweiten, wahrscheinlich der Vorgängerpumpe. Diese sei als „ebene Unterlage“ verwendet worden, so der Experte. „Wir haben es getestet, die Pumpenkonstruktion liegt komplett in der Waage.“

Beheizte Pumpenstube

Was freilich nicht mehr existiert, ist das auf dem Plan von 1803 abgebildete große Wasserrad, das durch die Moosach betrieben wurde und die Pumpen in Gang setzte. Weiterhin ist ein Ofen eingezeichnet, den es laut Willberg definitiv gegeben haben muss: „Stube hat man seinerzeit ausschließlich beheizte Räume bezeichnet und dieser Raum ist in dem Plan als Pumpenstube benannt.“ Geheizt worden sei, um ein Frieren im Pumpengewölbe zu vermeiden.

Für die weiteren Arbeiten der laufenden Generalsanierung des Asamgebäudes muss jetzt die noch im Boden befindliche Konstruktion ausgebaut werden. Die Holzteile müssen dann lange Zeit in einer Speziallösung getränkt werden, „damit die Poren nicht zusammenfallen“, wie Eva Willberg sagte. Das Wasser werde so nach und nach durch Kunststoff ersetzt. Es gebe auch nur zwei Restauratoren in Deutschland, die sich solcher Pumpen in dieser Größe annehmen würden.

Was sich unter der alten (Vorgänger-)Pumpenplatte befindet, ist übrigens noch unbekannt - möglicherweise die nächste Überraschung.

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