Digitalisierung der Schulen
Stadt investiert in zeitgemäßen Unterricht
Thema des Monats: Mai 2023
Interaktives Board statt Schiefertafel, Tablet statt Heft: An den Freisinger Grund- und Mittelschulen ist das „digitale Klassenzimmer“ überwiegend der Standard. Die Pandemie hat zwar die Ausstattung deutlich vorangebracht – dank Förderprogrammen von Bund und Freistaat. Den Weg zur „digitalen Schule“ hatte die Stadt Freising aber schon viel früher eingeschlagen. Eine Bestandsaufnahme.
Als 2012 die ersten Beamer in der Karl-Meichelbeck-Realschule – damals noch unter städtischer Trägerschaft – Einzug hielten, konnten erstmals digitale Elemente im Unterricht eingesetzt werden. Das Amt für EDV und Informationstechnik (IT) trieb außerdem den Ausbau der Infrastruktur mit Verkabelung in den Schulen und WLAN voran. Ein richtungsweisendes Projekt nahm die IT dann 2019 in Angriff: Gemeinsam mit allen Grund- und Mittelschulen sowie dem städtischen Amt für Kindertagesstätten, Schulen und Sport wurde das Konzept „Digitale Schule Freising“ entwickelt.
Steigerung der Motivation und Medienkompetenz
Wie können digitale Medien pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden? Welche Vorteile bieten sie im Schulalltag? Mit diesen und weiteren Fragen hatten sich die Freisinger Bildungseinrichtungen schon im Vorfeld auseinandergesetzt. Insbesondere begeisterten Tests mit interaktiven Whiteboards als multimediales Werkzeug für Lehrende und Lernende gleichermaßen. Diese bieten unzählige Möglichkeiten, einen zeitgemäßen Unterricht und gleichzeitig eine neue, anschauliche Art der Wissensvermittlung anzugehen.
Dabei fungiert das Board als „großes Smartphone für die Wand“. Ein Stift oder Finger werden als Maus zum Steuern, Zeichnen oder Wischen verwendet. Schülerinnen und Schüler können aktiv in den Lernprozess eingebunden werden. Dabei spielen die Tablets eine Schlüsselrolle. Die Kids erledigen auf den mobilen Geräten ihre Aufgaben – und mit einem Klick kann der Inhalt eines ausgewählten Tablets auf den Großbildschirm des Boards projiziert werden. Die Technik erleichtert außerdem differenziertes Lernen. Jede Schülerin und jeder Schüler kann zum Beispiel im eigenen Tempo arbeiten. Auch der jeweilige Lernstand kann mithilfe digitaler Medien besser abgefragt werden.
Immer wichtiger wird die Stärkung der Medienkompetenz. Der Umgang mit Smartphones ist schon für Kinder selbstverständlich. Soziale Medien erfreuen sich größter Beliebtheit bei jugendlichen Nutzerinnen und Nutzern. Digitaler Unterricht kann praxisnah einen kompetenten Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien aufzeigen.
Schaffung eines einheitlichen Standards
Vor diesem Hintergrund beschäftigte sich die Projektgruppe „Digitale Schule Freising“ vier Monate lang mit der erforderlichen IT-Ausstattung, testete in Präsentationen interaktive Boards und diskutierte über Erfahrungswerte. Dabei ging es jedoch nicht darum, konkrete Geräte für die 200 Klassenzimmer auszuwählen. Im Mittelpunkt stand vielmehr, wie die von den Schulen entwickelten Medienkonzepte optimal unterstützt werden können. Und: Es sollte möglichst ein einheitlicher Standard definiert werden, um an allen Schulen gleiche Voraussetzungen zu schaffen. Das betrifft beispielsweise das Netzwerk, WLAN, Endgeräte, Informationsdienste und nicht zuletzt eine schnelle Breitbandanbindung an die „Lebensader“ Internet. Weiterhin war vorgesehen, die Technik vom städtischen Rechenzentrum aus zu steuern. Zuständig für die ganzheitliche Betreuung – von der Einrichtung über den Betrieb bis hin zu Support und Wartung – sollte die IT der Stadt sein.
Digitalausstattung während der Pandemie
Im zuständigen Kulturausschuss des Stadtrats wurde das Projekt im Juli 2019 vorgestellt. Als ungefähre Kosten für eine Vollausstattung der Grund- und Mittelschulen waren knapp zwei Millionen Euro kalkuliert. Dass Bund und Freistaat kurz zuvor den „DigitalPakt Schule“ aufgelegt hatten, der über einen Zeitraum von fünf Jahren Fördermittel von 6,5 Milliarden Euro umfasst, kam da gerade recht. Bereits 2020 sollten sämtliche Klassenräume mit interaktiven, digitalen Tafeln sowie mit PC ausgerüstet werden. Doch die Pandemie machte diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Um den staatlich angeordneten Wechsel- und Distanzunterricht zu gewährleisten, mussten die Mittel umgelenkt werden. Die IT richtete umgehend eine datenschutzkonforme Schulplattform für Videokonferenzen ein. Kinder und Jugendliche mussten allerdings zuhause private Computer nutzen. Häufig standen geeignete oder ausreichende PCs nicht zur Verfügung. Als Mitte 2020 ein Sonderbudget für Schüler-Leihgeräte eingerichtet wurde, reagierte die Stadt sofort: Es wurden 580 Tablets angeschafft und jedes einzelne Gerät von der IT für digitales Lernen und Kommunizieren vorbereitet.
Parallel dazu wurde die WLAN-Infrastruktur ausgebaut. Mithilfe eines weiteren Förderprogramms – Bund und Länder hatten den „DigitalPakt Schule“ im Zuge der Corona-Pandemie nochmals um 1,5 Milliarden aufgestockt – konnten im Sommer 2021 den Lehrkräften 150 Laptops zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt steckte die Stadt rund eine halbe Million Euro in die Digitalausstattung ihrer Schulen.
Interaktive Boards: mehr als ein Tafel-Ersatz
Die Umsetzung des IT-Konzepts hatte sich zwar durch die Investitionen für das Homeschooling verzögert, Freising trieb aber die Modernisierung der Schulen für ein zeitgemäßes Lernen und Unterrichten weiter voran. Für 1,23 Millionen Euro halten in den Klassenzimmern 276 interaktive Tafeln, verbunden mit einem PC und Internet-Anschluss, Einzug. Dafür gibt es fast eine Million Euro Zuschuss aus dem Topf des „DigitalPakt Schule“. In der Kalkulation nicht enthalten sind die Schulen am SteinPark sowie die im Bau befindliche Grundschule Vötting, für die eigene Ausstattungsbudgets existieren. Vorteil der Tafeln: Es kann mit verschiedenen Quellen und Medien gleichzeitig gearbeitet werden. Nicht verzichtet werden muss auf ein „konventionelles Schreiben“ mit einem Stift: Die Tafeln haben dafür zusätzliche Flügel. So bieten die multifunktionalen Whiteboards die Möglichkeit, die analoge und digitale Welt im Unterricht flexibel einzusetzen. An fast allen Schulen sind diese Tafeln bereits montiert – Ausnahme ist die Paul-Gerhard-Schule. Der Einbau ist zurückgestellt, bis diese voraussichtlich ab dem Jahr 2024 zu einer inklusiven Ganztagsschule mit Mensabetrieb umgebaut wird.
Weiterhin wurden nochmals Tablets angeschafft. An den Grundschulen stehen etwa 75 Prozent der Schülerinnen und Schüler, an den Mittelschulen sogar allen ein kleiner, mobiler Computer zur Verfügung. Natürlich verfügen die Tablets über die jeweils von der Schule eingesetzten Software-Programme. Mit dieser großzügigen Ausstattung bietet die Stadt allen Kindern die gleichen Bildungschancen, unabhängig von den privaten Möglichkeiten in den Familien. Zusätzlich erhalten die Schulen mehrere Klassensätze Laptops, die vornehmlich bei der Textverarbeitung benötigt werden. Und schließlich wurden zur Anwendung von Technologien wie CAD- oder Publishing-Programmen eigene IT-Fachräume eingerichtet.
Geschulte Lehrkräfte übernehmen Schlüsselrolle
Wie bereits im Konzept von 2019 vorgesehen, übernimmt die IT der Stadtverwaltung die ganzheitliche Betreuung der Schulen. Dafür wurden 2,5 Personalstellen neu geschaffen. In den Gebäuden existieren nur Netzverteilerräume, die an das Rechenzentrum der Stadt angeschlossen sind. Von dort aus werden die Schulsysteme gesteuert. Wichtiges Bindeglied sind EDV-Betreuer*innen an den Schulen: Diese von der Stadt geschulten Lehrkräfte sind gefragt, wenn es um die künftige Ausstattungsplanung geht, sie übernehmen bei technischen Störungen den „First-Level-Support“ und unterstützen ihre Kolleginnen und Kollegen beim Umgang mit den neuen Technologien.
Beständige staatliche Unterstützung notwendig
Freising nimmt viel Geld in die Hand, damit die in den Lehrplänen vorgegebenen und in den Medienkonzepten der Schulen festgelegten Voraussetzungen für zeitgemäßes Unterrichten bereitstehen. Allein in die IT-Ausstattung der neuen Schulen am SteinPark sind 1,5 Millionen Euro geflossen. Noch bis zum Jahr 2024 gibt es für die umfangreichen Investitionen Zuschüsse von Bund und Land. Wer aber kommt für die Finanzierung der laufenden Systembetreuung, die Ersatzbeschaffungen – die Geräte haben eine durchschnittliche Lebensdauer von fünf Jahren – und mögliche neue Anforderungen auf? Politischer Konsens im Freisinger Stadtrat war es bislang, an den Schulen nicht zu sparen. Gleichwohl ist angesichts der erheblichen Ausgaben, die auf die Stadt als Sachaufwandsträgerin dauerhaft zukommen, eine Unterstützung von Freistaat oder Bund unerlässlich.