Zwischen Erfolgen und Herausforderungen
Jahresrück- und Ausblick von OB Tobias Eschenbacher
Thema des Monats: Januar 2024
Während wir den Kalender umblättern und das neue Jahr begrüßen, in dem wir mit großer Freude das Jubiläum „1300 Jahre Korbinian in Freising“ erwarten, möchte ich mit Ihnen auf die vergangenen zwölf Monate zurückblicken.
Stadtrat und Verwaltung haben bedeutsame Fortschritte erzielt. Zahlreiche wichtige Projekte wurden fertiggestellt wie das Mehrgenerationenwohnen in Lerchenfeld oder mehrere Kindertagesstätten und Schulen. Ein Meilenstein ist die nahezu abgeschlossene Neugestaltung unserer Altstadt samt offen fließender Moosach.
Die Rückschau ist jedoch nicht nur von Erfolgen geprägt, sondern auch von finanziellen Herausforderungen, die eine ehrliche Analyse und entschlossene Maßnahmen erfordern.
Erfolge, die Freising stärken
Unübersehbar sind die positiven Veränderungen für Freising und alle Bürgerinnen und Bürger. Wir investieren in erheblichem Umfang in die Erweiterung und Modernisierung unserer Schullandschaft – und fördern damit die Bildungschancen unserer Kinder. Im März konnten wir den Anbau der Grundschule St. Lantbert in Lerchenfeld einweihen. Für 4,3 Millionen Euro haben wir zwei Klassen- und Ganztagsräume, Küche und Speisesaal geschaffen. Stolz dürfen wir sein, dass der zweigeschossige Holzbau von der Architektenkammer mit dem Prädikat „KlimaKulturKompetenz“ im Bereich Energieeffizienz ausgezeichnet wurde. Im April eröffneten wir dann die Grund- und Mittelschule am SteinPark ganz offiziell – bekanntlich mit 74 Millionen Euro das aufwendigste Hochbauprojekt in unserer Stadtgeschichte. Die Räumlichkeiten sind auch digital auf dem neuesten Stand und, was mich mit Blick auf die Größe des Gebäudes freut: Die Schulfamilie fühlt zuhause und genießt die ausgedehnten Freianlagen. Und die neue Dreifachturnhalle wird nach dem Schulsport bereits rege von Vereinen bevölkert. Der Vereinssport wird weiterhin von der neuen Zweifachturnhalle in Vötting profitieren. Die Arbeiten für die Sanierung und Erweiterung der Vöttinger Grundschule laufen auf Hochtouren, damit möglichst im Herbst 2024 ein Schulhaus mit modernsten pädagogischen Standards zur Verfügung steht.
Bildergalerie Erweiterungsbau St. Lantbert und Neubau SteinPark-Schulen
Für unsere Jüngsten haben wir das Betreuungsangebot abermals verbessert. Schon länger bevölkern Mädchen und Buben den Anbau des Kindergartens „Sonnenschein“. Eingeweiht haben wir aber erst im März die rund 2,3 Millionen Euro teuren Erweiterungen, die Platz bieten für eine weitere Gruppe, eine große Küche, einen lichtdurchfluteten Speise-Saal und eine Matschschleuse samt Spielkorridor. Im April konnten wir dann das neue Kinderhaus an der Moosstraße in Lerchenfeld eröffnen. Die „Gute Kita Lerchenfeld“, so der fast gleichlautende Name des freien Trägers, bietet als inklusive und barrierefreie Tagesstätte einige Besonderheiten. Für rund sechs Millionen Euro haben wir Platz für drei Krippen- und drei Kindergartengruppen geschaffen.
Trotz dieser Anstrengungen können wir unseren Familien nicht ausreichend Betreuungsplätze bieten. Der bundesweite Fachkräftemangel trifft auch uns in Freising hart. Wir unternehmen im Rahmen unserer Möglichkeiten viel, um Personal zu gewinnen. Kurzfristige Lösungen sind leider nicht in Sicht, da wir das Problem nicht allein lösen können.
Bildergalerie "Gute Kita" Lerchenfeld und Kindergarten "Sonnenschein"
Mehr Lebensqualität und Attraktivität
Ein großes Anliegen ist es uns, die Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. Mit Fertigstellung des Mehrgenerationenwohnens an der Katharina-Mair-Straße – 115 barrierefrei zugängliche Wohnungen - haben wir einen wichtigen Beitrag für die Bereitstellung bezahlbarer Mietwohnungen geleistet. Das zukunftsweisende Projekt bietet Gemeinschaftsflächen, begrünte Freiflächen sowie die Möglichkeit für „urban gardening“ im Innenhof und auf den Dachflächen. Das Quartiermanagement unterstützt die Bewohnenden im Alltag und fördert eine lebendige Nachbarschaft. Dass dieses Konzept aufgeht und die gut 30 Millionen Euro gut angelegt sind, hat sich bei der Einweihung im Juli schon gezeigt. Und: Es spornt uns als Stadt an, innovative Wohnbauvorhaben voranzutreiben.
Bildergalerie Mehrgenerationenwohnen
Eine lebendige Altstadt, einen Erlebnisraum mit hoher Aufenthaltsqualität und damit ein attraktives Wohn- und Geschäftszentrum zu schaffen: Diese Ziele verfolgen wir mit der Umsetzung des integrierten Innenstadtkonzepts. Mit dem Abschluss der Neugestaltung in den Oberen Altstadt haben wir einen weiteren Meilenstein erreicht. Nicht nur die bunten Eröffnungstage im Mai haben für alle sichtbar gemacht, dass die jetzt offen fließende Moosach ein echter Anziehungspunkt ist und ein Mehr an Lebensqualität für Freising und für unsere Gäste darstellt. Zudem profitiert das Stadtklima durch den Wasserlauf. Bis Ende 2023 wurde dann, trotz Wintereinbruchs, auch der Abschnitt der Oberen Hauptstraße bis zum Asamgebäude neugepflastert. In diesem Jahr pausieren die Bauarbeiten, ab 2025 soll der Bereich zwischen Amtsgerichtsgasse und Marienplatz umgestaltet werden.
Bildergalerie Innenstadt und Eröffnungsfest Obere Altstadt
Ein Leuchtturmprojekt im Jubiläumsjahr
Ein weiteres, belebendes Element im Herzen Freisings steht kurz vor der Fertigstellung: das Asamgebäude. Nach sieben Jahren intensiver Sanierung erstrahlt dieses historische Juwel ab April 2024 in neuem Glanz und öffnet seine Türen als Kultur- und Bürgerzentrum. Mit der grundlegenden Instandsetzung des 300 Jahre alten Bauwerks für Gesamtkosten von etwa 64,5 Millionen Euro haben wir zugleich eine Neustrukturierung vorgenommen. Unter anderem wird das Stadtmuseum seine Ausstellungsfläche fast verdreifachen; neben dem erweiterten Asamfoyer und dem restaurieren Asamsaal mit neuer Bestuhlung, Technik und flexibel einsetzbarem Orchesterpodium können zusätzlich in einem kleinen Saal mit Bühne Veranstaltungen stattfinden. Eine enorme Aufwertung erfährt der südliche Platz, der den Namen "Asam öffne dich" erhält: Der neue Lastenaufzug kann als aufklappbare Bühne eingesetzt werden.
Mit der Wiedereröffnung des Asam bieten wir neue Räume für Kreativität, kulturelle Innovationen und menschliche Begegnungen – und tragen ein Leichtturmprojekt zum bevorstehenden Jubiläumsjahr „1300 Jahre Korbinian in Freising“ bei. Unsere Stadt rückt mit der Bayerischen Landesausstellung 2024 „Tassilo, Korbinian und der Bär – Bayern im frühen Mittelalter“ überregional in den Fokus, zudem werden wir gemeinsam mit Vereinen und Organisationen aus Freising und unseren Partnerstädten das Erbe Korbinians als europäische Stadt feiern.
Bildergalerie Sanierung Asam
Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Vor dem Abschluss steht ein bedeutsames, rund elf Millionen teures Infrastrukturprojekt, von dem speziell Radfahrende profitieren werden: Im Bereich der Hochtrasse sowie der Luitpoldbrücke haben wir die dringend notwendige Sanierung der Brückenkappen vorgenommen und durch eine Verbreiterung der Kappen einen kombinierten Geh- und Radweg geschaffen. Damit machen wir weitere Fortschritte, um auf den Hauptachsen durch Freising für sichere Radwegverbindungen zu sorgen.
Ob bei Bauprojekten für Straßen, Schulen oder Kitas: Nachhaltigkeit und Maßnahmen für den Klimaschutz haben sich als zentrale Leitlinien im Handeln der Freisinger Politik und Verwaltung etabliert. Mit der Ausstellung „Gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft“ haben wir Ihnen unser umfassendes „Klimaanpasssungskonzept Freising 2050 - KLAPS 50“ bei einer Ausstellung im Lindenkeller vorgestellt. Eine weitere, vielbeachtete Ausstellung „Wege in die Zukunft für Dich und Welt“, ein Gemeinschaftsprojekt des Treffpunkts Ehrenamt und der Agenda 21 mit mehr als 30 Partnerorganisationen, fand ebenfalls im Lindenkeller statt und zeigte praktische Möglichkeiten für ein nachhaltiges Leben.
Offenheit und Kurskorrektur
Allein die Auswahl von Projekten und Aktivitäten in diesem Jahr unterstreicht, dass die Stadt Freising mit viel Energie eine Menge für die Bürgerinnen und Bürger erreicht und geschaffen hat. Es ist uns in der Vergangenheit sogar gelungen, Schulden abzubauen. Doch mittlerweile übersteigen unsere laufenden Ausgaben die Einnahmen bei weitem, weil wir insbesondere geringere Steuereinnahmen erlösen. Schon die Haushaltlage 2023 war schwierig, da sich nach der Pandemie und mit Fortsetzung des Ukraine-Kriegs das wirtschaftliche Klima nicht spürbar verbessert hat. In diesem Jahr sind wir umso mehr gefordert, umsichtig zu planen. Wir müssen auch Kurskorrekturen vornehmen. Dabei ist es uns wichtig, den Fokus auf die langfristige Stabilität und Nachhaltigkeit unserer Stadt zu legen.
Chancen nutzen - ein Ausblick
Die finanzielle Situation mag sehr anspruchsvoll sein, doch sie eröffnet auch Chancen für positive Veränderungen. Ich bin überzeugt, dass durch kluge Entscheidungen und das Engagement von Politik, Verwaltung und mit Verständnis der Freisinger Bürgerinnen und Bürger gemeinsam Wege gefunden werden, um die Herausforderungen zu bewältigen.
In diesem Sinne danke ich allen Bürgerinnen und Bürgern, den Vereinen und Organisationen für Ihr Entgegenkommen und Ihre Unterstützung. Wenn wir an einem Strang ziehen, werden wir Freising auch in finanziell anspruchsvollen Zeiten als lebens- und liebenswerte Stadt erhalten und gestalten.