Asamgebäude Baustellenbesuch
Auf dem Weg zum Kulturzentrum
Thema des Monats: April 2021
Im April 2017, vor genau vier Jahren, fiel mit einem Baubeginnsfest der symbolische Startschuss für die Generalsanierung des Asamgebäudes. Allen war bewusst, dass eine grundlegende Instandsetzung zum ersten Mal in der mehr als 300-jährigen Geschichte gewaltige Ausmaße haben wird. Zumal das Barockjuwel auch als Kultur- und Bürgerzentrum eine Neustrukturierung erfährt: Ein großes Eingangsfoyer mit der Touristinformation, Theaterkasse und Garderobe entsteht; das Stadtmuseum kann seine Ausstellungsfläche fast verdreifachen: der Asamsaal wird – auch technisch – modernisiert und erhält einen flexibel nutzbaren Orchestergraben sowie ein erweitertes Foyer; dazu kommt ein neuer Veranstaltungsraum mit Bühne; Büros werden für Stadtmuseum, Kultur- und Tourismusamt geschaffen; im barocken Dachstuhl werden das Depot des Museums sowie Lager- und Technikräume untergebracht. Und schließlich steht eine enorme Aufwertung des südlichen Platzes als zusätzliche Veranstaltungsstätte bevor, da der Lastaufzug als aufklappbare Bühne eingesetzt werden kann.
Anspruchsvoll und zeitaufwendig
Damit das historische Asamgebäude bis Ende 2023 als belebendes Element im Herzen der Freisinger Altstadt feierlich eröffnet werden kann, laufen die Sanierungsarbeiten auf Hochtouren. Ein ausgesprochen kompliziertes und langwieriges Unterfangen, hat doch insbesondere die Feuchtigkeit dem Denkmal arg zugesetzt. Dafür wurden mittlerweile die Fundamente aufwendig ertüchtigt und die Wände gegen aufsteigende Nässe geschützt.
Das Erdgeschoss bietet mit aufgetürmten Erdhaufen, Baggern und Rohren gegenwärtig keinen attraktiven Anblick: Hier werden zur Trockenlegung weitere Drainagen sowie Kanäle, Schächte und Trockenlöschleitungen für die Feuerwehr unter den künftigen Bodenplatten eingebaut. Dabei müssen in jedem einzelnen Raum die bestehenden Fundamente mit Stahlpfosten gesichert werden. Anschließend wird Kies eingebracht und darauf eine Wärmedämmung verlegt. Zuletzt werden die Stahlbetonplatten betoniert.
Mauerwerk gespickt mit Kanülen
Begeben wir uns ein Stockwerk höher in die künftige Heimat des Stadtmuseums. Hier zieht eine ungewöhnliche „Wanddekoration“ die Blicke auf sich: Im Mauerwerk stecken schwarze Kanülen, an manchen Stellen aufgereiht wie Perlen. Dabei handelt es sich freilich um keine Verzierung, vielmehr mussten zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, weil sich das Mauerwerk in schlechtem Zustand befindet. Zur Stabilisierung wurde eine flüssige Zement-Suspension in die Kanülen eingespritzt – Vernadelungs- und Verpressungarbeiten heißt das im Fachjargon. Auch in den Fluren und im zweiten Stockwerk werden diese besonderen Maurerarbeiten fortgesetzt.
Durchaus historisch ist dagegen der Wandschmuck an der Innenwand des Ostflügels im zweiten Stock: Beim Abnehmen des Putzes wurden hier Graffiti entdeckt. Diese werden nun fachgerecht freigelegt und untersucht. Es handelt sich allerdings nicht um die ersten Wandzeichnungen im Asamgebäude: Im Depot des Stadtmuseums, dem ehemaligen Karzer der fürstbischöflichen Hochschule, befinden sich Graffitis aus dem 18. Jahrhundert, wohl die ältesten in ganz Bayern. Bei Führungen im Dachboden sorgen die barocken Zeichnungen regelmäßig für Schmunzeln: Einige der Lehrer waren offensichtlich ziemlich verhasst, wie ein gemalter Galgen nahelegt.
Barocke Graffiti im Museumsdepot
300 individuell gefertigte Eichenfenster
Zurück in die Gegenwart: Wer vom Erdgeschoss in die oberen Etagen gelangen möchte, muss momentan mit dem im Innenhof aufgestellten Gerüst vorliebnehmen. Das wird sich freilich noch in diesem Jahr ändern, wenn die Haupttreppenläufe montiert werden. Auf der Agenda stehen 2021 auch Arbeiten im Theatersaal.
Von der Hinterbühne aus betrachtet ist das Raumerlebnis mit der prachtvollen Original-Decke – Gemälde von Hans Georg Asam und Stuck von Nikolaus Liechtenfurtner – besonders eindrucksvoll. Die Fresken schützen Holzbretter während der anstehenden Arbeiten. So bekommt die Bühne eine neue Bodenplatte, der Orchestergarben wird im Rohbau hergestellt, Bühnen- und Veranstaltungstechnik und die Fenster werden installiert.
Apropos: Etwa nach Ostern werden die neuen Fenster im Asamgebäude eingebaut – insgesamt 300 von einem Schreiner individuell hergestellte Eichenfenster, angefertigt nach historischem Vorbild. Die Fassaden sollen ebenfalls in diesem Jahr saniert und verputzt werden. Und für den südlichen Freibereich ist geplant, den Aufzugsturm zu betonieren. Die Fortschritte der Generalsanierung werden somit sehr bald von außen für alle sichtbar.
Vorfreude auf die Eröffnung
Auch die Arbeiten am und im Asamgebäude blieben von den Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht verschont. Dazu kamen aufwändigere Maßnahmen vor allem im Bereich des Erdgeschosses oder auch Behinderungen durch den Fernwärme- und Kanalanschluss des Ensembles. Nach jetzigem Stand bleibt es aber dabei, dass bis Jahresende 2023 wieder Leben in das Barockjuwel einzieht – die Vorfreude darauf ist groß!